Missbrauch im Dharma
Gefahren im Dharma selbst
- Gefahr mit der Forderung nach Ichüberwindung (Egobrechen) im Buddhismus.
- Übertriebene Hingabe, Minderwertigkeitsgefühle werden oft durch Identifikation mit einem Lehrer oder der Sangha kompensiert (erliehenes Ego).
- Keine wirkliche Ichlosigkeit der Lehrer, zu grosses Vertrauen in ihre Verwirklichung.
- Geistige, psychische, ethische Voraussetzungen für den Tantra-Weg oft nicht gegeben.
- Gefahr der Forderung „nicht zu denken“, führt nicht selten zu blinder Naivität und Dummheit.
- Das Dharma wird oft nicht mehr bei Buddha selbst begründet sondern aus Kommentaren und Subkommentaren oder nur noch durch die persönlichen Lehrer.
- Kein Wissen über das gesamte Buddhayana, nur die eigene Schule bekannt.
Zusammenfassung typischer Sektencharakteristika
- Abschottung nach Aussen, auch von der Familie, alten Freunden usw.
- Verabsolutierung der eigenen Gemeinschaft
- Vergöttlichung des eigenen unfehlbaren Lehrers
- Die eigene Lehre ist die einzige Wahrheit
- Erzeugen eines überzogener Harmonie- und Glückskults
- Keine Kritik an der eigenen Gruppe oder am Lehrer erlaubt oder möglich
- Verteufelung aller anderen Lehren, Lehrer, Gruppen
- Androhung von schweren Nachteilen und (Höllen-) Strafen bei Ausbrechen
- Alle Fehler und Probleme sind nur beim Einzelnen zu suchen
- Totalitäre Begründungskreisläufe, „die Partei hat immer recht“ („höhere Einsicht“)
- Kritisches Denken und Nachfragen ist „falsches Bewusstsein“ und „Ego“
- Totale und blinde Unterordnung ist Ausdruck „tiefer Hingabe“
- Kein Vertrauensschutz bei anderen Mitgliedern möglich (nichts geheim)
- Aggressives Missionieren nach aussen stärkt Gruppenidentität
- Rechtfertigungsdruck beim Mitmachen und Missionieren
Sexueller Missbrauch
- Lehrerposition wird für persönliche Wünsche und Begierden ausgenutzt
- Automatische Rechtfertigung des Lehrers durch die Anderen, wie findet das Opfer Gehör?
- Ein Dharma-Lehrer muss berücksichtigen, daß Schüler sich ihm gegenüber nicht unbedingt wie verantwortliche Erwachsene verhalten
- Bei vielen Opfern spielt sich eine Wiederholung alter leidvoller Erfahrungen ab.
- Bei manchen Opfern gibt es durchaus auch eigene Wunschfantasien
Lösungen
- Mehr, gründlichere und authentische Dharmakenntnisse
- Mehr Kenntnisse über die Gefahren vermitteln (DBU, BUBB)
- Die eigene Kritikfähigkeit beibehalten, kein blinder Glaube
- Lehrer und Gruppen gründlich und länger prüfen
- Nicht immer gleich die höchsten Wege gehen wollen
- Den Vinaya kennenlernen, da gibt es viel über Sangha-Erfahrungen zu lernen
- Aufstellen eines Lehrer-Verhaltenskodex (IMS)
- Einrichtung eines Ethikrates (IMS) oder von Vertrauenspersonen
© Franz Johannes Litsch
Franz Johannes Litsch ist Architekt, seit 43 Jahren auf dem Weg des Buddha, viele Jahre als Zen-Praktizierender, einige Jahre dem tibetischen Buddhismus folgend und ist heute Theravada und Vipassana-Übender.
Er war acht Jahre Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union (DBU), ist Mitbegründer der Buddhistischen Akademie Berlin und tritt für einen gesellschaftlich engagierten Buddhismus ein.
Siehe auch: http://www.buddhanetz.de/