Kriterien für problematische Entwicklungen in einer buddhistischen Gruppe

Kriterien für Sekten (Cults) nach Prof. Dr.  Margaret Thaler Singer

Magaret T. Singer war eine promovierte klinische Psychologin und wirkte an der Universität von Kalifornien als Professorin für Psychologie. Robert Jay Lifton, ein bekannter US-amerikanischer Psychiater, der u.a. an der Havard Universität lehrte, schreibt über sie: »Margeret Singer ist sich der Komplexität des Sektenphänomens voll bewußt« […] und »widmet sich in einer seltenen anzutreffenden Verbindung von beruflicher Kompetenz und persönlichem Mut dem Thema.«¹

Die drei hauptsächlichen Merkmale für Sekten (Cults) nach M.T. Singer sind:²

1.

Die Entstehung der Gruppe und die Rolle des Führers

 
»In den meisten Fällen steht eine Person, in der Regel der Gründer, an der Spitze der Gruppe, und alle Entscheidungen werden letztlich von dieser einen Person getroffen.«
 
1.1. Sektenführer sind selbsternannte, überzeugungsstarke Personen, die für sich eine besondere Mission oder besonderes Wissen beanspruchen
 
1.2. Sektenführer wirken entschlossen, treten tyrannisch auf und werden oft als charismatisch beschrieben
 
1.3. Sektenführer machen sich selbst zum Objekt der Verehrung
 

2.

Machtstruktur: Die Beziehung zwischen Führer und Anhängern

 
»Der Führer steht allein an der Spitze und sämtliche Anhänger sind unten.« Singer empfiehlt sich ein umgedrehtes T vorzustellen. Letztlich heißt das: es gibt keine regulative Macht, keine lebende Person oder Institution, die dem Führer übergeordnet oder ihm gleichgestellt ist.
 
2.1. Sekten sind in ihrer Struktur autoritär
 
»Der Führer wird als die höchste Autorität betrachtet; auch wenn er gewisse Machtfunktionen an ein paar Untergebene delegiert, die dann darüber wachen, dass die Mitglieder seinen Wünschen und Regeln Folge leisten, ändert dies nichts am Prinzip. Es gibt keine Appellationsinstanz außerhalb des Systems, kein übergeordnetes System der Gerechtigkeit. Wenn sich zum Beispiel ein Schullehrer vom Direktor ungerecht behandelt fühlt, kann er sich an eine außenstehende Autorität wenden. In einer Sekte hat in allen Fragen der Führer das letzte Wort.«
 
2.2. Sekten geben sich den Anschein von Innovation und Exklusivität
 
2.3. Sekten haben in der Regel eine doppelte Moral
 
»Die übliche Philosophie von Sekten ist jedoch, dass der Zweck die Mittel heiligt, eine Sichtweise, die zulässt, dass sich Sekten ihre private Moral schaffen – jenseits der geltenden gesellschaftlichen Normen.«
 

3.

Der Einsatz von Überredungs- und Überzeugungstechniken

 
Diesem Punkt widmet sich im Wesentlichen das ganze Buch von M.T. Singer. Das Wesentliche ist, dass es ein System von Sichtweisen, Gedanken und Verhalten in der Gruppe gibt, das dazu führt, dass Leute der Sekte beitreten, dabei bleiben und gehorchen - es gibt also »Überzeugungstechniken, die darauf zielen, Menschen abhängig zu machen und auszubeuten.«»Sekten neigen dazu, totalitäre oder allumfassende Kontrolle über das Verhalten ihrer Mitglieder auszuüben; sie sind meist auch totalitär in ihrer Ideologie und neigen zum Fanatismus und  Extremismus in ihrer Weltanschauung. Die meisten Sekten erwarten von ihren Mitgliedern früher oder später – meist früher -, dass sie zunehmend mehr Zeit, Energie und Geld oder andere Ressourcen für die Ziele der Gruppe einsetzen …« »Nahezu in jeder Hinsicht fördern Sekten so genanntes Schwarz-Weiß-Denken, ein Standpunkt des Alles-oder-Nichts.«
 
3.1. Sekten erwarten von ihren Mitgliedern einen Bruch oder Wandel im Lebensstil
 
Durch andere Nahrung, Kleidung, Lebensstil, Sprache, durch das Bestimmen was sie denken, glauben oder sagen sollen usw. werden Mitglieder abhängig gemacht und von ihrem Umfeld isoliert und müssen sich letztlich »mit Haut und Haaren dem Gruppenziel verschreiben.«

Sekten sind nicht alle gleich

»Letztlich  sind Sekten nicht alle gleich, und sie ändern sich auch … Es gibt je nach Sekte unterschiedliche Grade der Zugehörigkeit und Abstufungen in der Mitgliedschaft … Aber auch innerhalb ein und der selben Sekte können sich Regeln, Einschränkungen und Anforderungen von Jahr zu Jahr oder auch von Ort zu Ort ändern, je nach äußerem Druck, lokaler Führung und den Launen des Führers.« Auch die Art und Weise wie Kontrolle ausgeübt wird und in welchem Umfang sie ausgeübt wird, unterscheidet sich von Gruppe zu Gruppe. 

»Was wir Sekten nennen, stellt einen wichtigen Ausdruck des Fundamentalismus dar. Was für den einen eine Sekte ist, ist für den anderen eine Religion.« (Robert Jay Lifton)

Kriterien für Sekten (Cults) nach Robert Jay Lifton³

Der amerikanische Psychiater Robert J.Lifton sieht in einer zu Beginn der 1980er Jahre verfassten Analyse fundamentalistische Kultgruppen (cults) als Ausdruck eines weltweiten Anwachsens von „Totalismus“ (der nicht mit politischem Totalitarismus gleichzusetzen ist). Kennzeichen „totalistischer“ cults sind:

  • ein charismatischer Führer, der in dem Mass zum Objekt der Verehrung wird, in dem die ursprünglich die Gruppe konstituierenden Prinzipien an Bedeutung verlieren
  • „Gedankenreform“ (persuasion; diese ist nicht mit Gehirnwäsche identisch)
  • ökonomische, sexuelle oder andere Ausbeutung der Gruppenmitglieder durch den oder die Anführer

Zur Durchsetzung ihrer Ziele wenden cults dabei folgende Mittel an:

  • Milieukontrolle: Kontrolle aller Kommunikation in einer bestimmten Umgebung
  • Mystische Manipulation oder Geplante Spontaneität: Fasten, Chanten, Schlafentzug usw.
  • Forderung nach Reinheit: radikale Trennung zwischen Gut und Böse in der Umwelt und in sich selbst
  • Bekenntnis: Sünden, so wie sie von der Gruppe definiert werden, müssen entweder gegenüber einem persönlichen Beobachter oder öffentlich gegenüber der Gruppe bekannt werden
  • Geheiligtes Wissen (sacred science): Behauptung wissenschaftlicher Anerkennung
  • Veränderung der Sprache (loading the language): Heiligung bestimmter Worte
  • Doktrin vor Person (doctrine over person): die Dogmen der Gruppe haben Vorrang vor der persönlichen Erfahrung
  • Leugnung der Existenzberechtigung Anderer (dispensing of existence): Wer die Wahrheit nicht erkannt hat, gilt als verworfen und hat in letzter Konsequenz keine Existenzberechtigung

»Wenn Sie eine Menge ehrgeiziger Pläne im Kopf haben, Handel treiben, Schüler um sich sammeln und sich selbst als Lehrer etablieren, werden Sie sich wie eine Spinne in Ihren eigenen Netzen fangen.« (Dilgo Khyentse Rinpoche)

Fünfzehn Kriterien für eine ungesunde Entwicklung, die besonders für Mahayana/Vajrayana Gruppen mit starkem Lehrerbezug gelten:

Für ein höheres Ziel (z.B. dem Wohle aller Wesen) wird sehr aktives Handeln für die Gruppe, den Lehrer, die Tradition usw. eingefordert. Der Einzelne hat sich einzuordnen und ist dann ein korrektes, ethisch einwandfreies Gruppenmitglied. Das Mitglied selbst hat dann letztlich immer weniger Freiheiten für die eigene Person und diese totale Unterordnung wird dann als Fortschritt in der Überwindung des Egos gewertet:

Das führt dann dazu:

  • die Person gibt ihre gesamte persönliche Zeit der Gruppe bzw. für das höhere Ziel der Gruppe
  • ihr ganzes finanzielles Vermögen fließt in die Gruppe
  • Kontakte zum alten Umfeld lösen sich auf
  • alte Arbeits - und Tätigkeitsfelder lösen sich auf

Das führt letztlich zu einer emotionalen, finanziellen und spirituellen Abhängigkeit, die mit einer starken Abschottung nach außen einhergeht.

Häufig scheint dieses Bild nicht nach außen. Es ist eine Dynamik die im engsten Kreis der „Zugehörigen“, des inner circle, entsteht. Nach außen können die Gruppen recht intakt und inspirierend wirken.

Wie ist das möglich und was heißt das?
Der Lehrer im Kult der Gruppe wird übermäßig idolhaft aufgebläht, es werden gute Qualitäten und Fähigkeiten in ihn interpretiert, die er/sie nicht besitzt. Der Lehrer wird „als Buddha gesehen“, was er/sie sagt ist richtig, alles andere falsch oder mangelhaft. Es gibt keine Erklärungen, dass diese Sicht „der Lehrer ist ein Buddha“ nicht wörtlich zu verstehen ist, sondern diese Sicht wird einseitig und dogmatisch als die „zu erlangende Verwirklichung“ dargestellt, die einzige die korrekt ist und wer sie hat, der hat den großen Fortschritt gemacht - ohne diese Sicht dagegen, gibt es keine einzige „Verwirklichung“. Differenzierter oder gar kritischer Umgang [im Sinne des Buddha und der eigentlichen Bedeutung auf der Basis eines Leerheitsverständnis des abhängigen Bestehens] mit dieser Sicht des Vajrayana ist unmöglich. Jedes Hinterfragen oder jeder Zweifel ist negativ, eine Projektion und muss vom Schüler bereinigt werden. 

Schritt für Schritt gelten nur noch die Sichtweisen der Gruppe/des Lehrers, Kritik, andere Sichtweisen, offene Diskussion, das Aussprechen von Zweifeln, ja das Anvertrauen mit seinen Ängsten an andere Gruppenmitglieder ist nicht möglich. Die Pauschalantworten sind: man wäre negativ, kommt in die Hölle, wenn man so was denkt oder es wird einem gesagt, man wäre fehlgeleitet, hat falsche Sichtweisen, hätte was zu bereinigen usw.

Will der Schüler Unstimmigkeiten hinterfragen, wird geschwiegen,  ausgewichen, oder er wird als unreif und zu dumm zum Prüfen hingestellt. Weitere Wege der Täuschung sind: auf höhere mystische (für den Schüler nicht nachvollziehbare Ebenen) auszuweichen, wie: das verstehst Du noch nicht, Du musst Vertrauen haben, ich sehe Dinge, die kannst Du noch nicht sehen, die Aktivität von Buddhas und Bodhisattvas ist für gewöhnliche Wesen nicht verständlich (dabei wird natürlich der Leiter der Gruppe mit einem Buddha/Bodhisattva gleichgesetzt) usw. …

Oder es wird in die emotionale Drohung gegangen: ›Du kannst ja gehen wenn’s Dir nicht passt!‹ Oder: ›Pass auf was Du sagst! Pass auf mit wem Du sprichst!‹ ›Psst! Sag nichts! Es ist nur zu Deinem Schutz!‹ Kraftvolle spirituelle Drohungen können sich so anhören: ›Lies Dir mal die Gelübde durch!‹ ›Willst Du mit dem Guru brechen?!‹ ›Du willst gehen? Ja da klingeln ja wohl hoffentlich die Alarmglocken bei Dir!‹ Dabei wird auf den zuvor in Vorträgen, Kursen oder Studien etablierten Hintergrund des „Verständnisses“ gebaut, dass ein Schüler keine „Verwirklichungen“ mehr erlangen kann und in die Hölle kommt, wenn er seinen Lehrer verlässt, und in vielen zukünftigen Leben, nie wieder einem qualifizierten Lehrer begegnen wird. Ja die eigenen Schwierigkeiten und Vertrauensprobleme, sind bereits Auswirkungen solcher Handlungen in der Vergangenheit.  Die kritischen Fragen zum Lehrer sind ganz negativ und müssen sofort gereinigt werden.

Subtilere Arten der Manipulation sind Ausweichen auf der Sachebene und der Verweis auf Schüler, wie Lekpay Karma, der zu schlechtes Karma hatte, um die Qualitäten des Buddha zu erkennen. Oder „ein reiner Geist sieht reine Dinge“. Der Trick ist hier, dass der Schüler den Zweifel nicht wirklich offen aussprechen darf und klären kann, sondern der Zweifel subtil unterdrückt oder weggeredet wird. Es gibt auch den Weg, Sachfragen aus Zweifeln zuzulassen, dann aber völlig absurd zu antworten oder auf andere Themen zu lenken.

Schließlich wird folgendes zur „Wahrheit“ der Gruppe:
Der Lehrer ist gut, andere sind nicht so gut oder schlecht.
Die Gruppe ist die Beste, andere sind nicht so gut, fehlgeleitet oder falsch.
Hier in der Gruppe mit diesem Lehrer gibt es noch den „reinen“ Dharma, die anderen, „die da draußen“ (außerhalb der Gruppe) haben den nicht, sind degeneriert. Überhaupt ist eigentlich alles so degeneriert, bis auf den eigenen Lehrer, die Gruppe, der ihr Zugehörigen. So schottet man sich immer weiter ab und wendet sich immer mehr dem inner circle zu, was das Ego als Fortschritt verbucht: Ich bin besonders; wir sind noch die Guten; die armen Anderen, na ihnen werden wir helfen. Diesen wendet man sich dann mit gut gemachten Internetseiten und Publicity zu, um sie zu retten (das heißt in die Arme der Gruppe oder des Lehrers) zu führen.

Weiter lesen…

Es fällt solche Gruppen schwer, Gutes in anderen Gruppen und Lehrern, in anderen Traditionen und Religionen zu sehen. Deshalb ist es schwierig für sie, eine aufrichtige Empfehlung zu geben, es bei einer anderen Gruppe zu versuchen, sich in den verschiedenen buddhistischen Zentren erst einmal umzusehen und Erfahrungen zu sammeln. Oder auch wie S.H. der Dalai Lama es immer wieder tut, darauf hinzuweisen, dass ein Wechsel der Religion hier im Westen sehr gut überlegt sein will und zu Vorsicht zu raten.

Die Internen der Gruppe, der inner circle, arbeiten so hart für die Ziele der Gruppe, dass sie nicht mehr zum Nachdenken kommen und ihre Zeit und Geld ordnen sie dem Belang der Gruppe unter. „Weltliche“ Arbeit und „weltliches“ Studium geben sie auf. Kontakte mit alten Freunden brechen, lösen sich auf. Sie rutschen immer tiefer in den Strudel, der selbstzentrierten Dynamik der Gruppe. Allmählich werden ihre Kontakte, ihre Besuche, ja eventuell selbst Post und email Verkehr „liebevoll und fürsorglich“ kontrolliert. Man sieht nur noch die eigene Gruppe, den eigenen Lehrer, die eigenen religiösen Symbole oder Buddhastatuen, den eigene Ort. Man fühlt sich nur noch dort, in der vertrauten Welt der Isolation von der feindlichen („degenerierten“) Außenwelt wohl. Das „Außen“ erscheint fremd, kalt, bedrohlich.

Eine Spaltung von „innen“ (in der Gruppe) und „außen“ (der feindlichen Außenwelt) hat statt gefunden. Diese Isolation kann mit einem radikal und fehlinterpretierten Auslegen des Begriffes bzw. der Einstellung von „Entsagung“ weitgehend gestützt und genährt werden.

Die Abschottung nach außen wird im Wesentlichen durch ein vereinfachendes schwarz-weiß Denken unterstützt. Alles innerhalb der Gruppe ist rein und gut. Alles außerhalb unrein und gefährlich, ja auch dämonisch und eine Gefahr für die Gruppe und ihre Reinheit. Etwas, wovor man sich und die Gruppe schützen muss. Dadurch vertieft sich die Bindung an die Gruppe und die eigene Abhängigkeit ihr gegenüber.

Für Neue, die in die Gruppe kommen, nimmt man sich Zeit, sie werden, mit Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit überschüttet (love bombing nennen das Sekteninsider) aber für die Probleme eines lang anwesenden Gruppenmitglieds (Interner) gilt das nicht: die müssen einfach funktionieren und wenn sie krank werden, ist das nur insofern von Interesse, ihnen zu helfen, dass sie wieder die Arbeit für die Gruppe/„höheren Ziele der Gruppe“ aufnehmen können. Eine gewisse Kälte und Ignoranz der Nöte der Internen untereinander entsteht. Man rennt aneinander vorbei.

»In den ersten Wochen oder Monaten nach dem Beitritt durchlebt der Neubekehrte meist eine euphorische Phase. Er wird behandelt wie ein König. Man sorgt dafür, dass er sich als etwas ganz Besonderes fühlt, wenn er sein neues Leben mit der Gruppe beginnt. Er muss erst noch erfahren, wie das Leben in der Gruppe wirklich aussieht, …« Steven Hassan

Gruppen mit sektenähnlichen Strukturen sind gekennzeichnet davon Feindbilder zu haben, sowohl innerhalb ihrer eigenen Tradition, z.B. der Dalai Lama, andere Gruppen, Kritiker und Ehemalige die gegangen sind, solche sind Spalter, fehlgeleitet, haben nicht genug „gutes Karma“ oder „Verdienste“ in der Gruppe („im Mandala“ oder der „reinen Tradition“) bleiben zu dürfen, haben Ego Probleme, machen Politik, haben sexuelle Affären, haben ihre Gelübde gebrochen oder mit dem Guru gebrochen; kurz Verdammte! Aber auch Geister, dämonische Kräfte, Wissenschaftler oder Psychologen können das Objekt der Feinseligkeit sein. Kurz:

„Jede Gruppe hat ihr eigenes Schreckgespenst.“ Steven Hassan

Letztlich fördert diese „Schreckgespenst“ den Zusammenhalt in der Gruppe und wird entsprechend bei Bedarf oder öffentlicher Kritik gerne heraufbeschworen.

Lehrer-Autoritäten des Buddhismus oder schriftliche Textquellen, die eine andere Sicht, als die in der Gruppe vorherrschende, vertreten oder nicht Mitglieder der Gruppe sind, werden konsequent als inkompetent oder wenig verlässlich hingestellt oder geschickt, auf subtile Weise in ihrer Autorität herabgesetzt. (z.B. der hat seine Gelübde/mit dem Guru gebrochen, der kann mein Schüler werden, ja zwischen Dharma leben und ein Buch schreiben da gibt es einen Unterschied, der Übersetzer steht doch gar nicht in unserer Tradition, dann kann der Text ja nur höchst fragwürdig sein …) Oder man macht sich über solche Autoritäten lustig, scherzt ein wenig über sie und setzt sie dadurch herab und erhöht sich selbst.

Der Grundtenor ist:

Wir sind richtig, unser Lehrer ist richtig, die anderen sind falsch.

Das schwache Selbst hat sich in ein höheres Gruppenselbst verwandelt. Oder besser: das individuelle Ego ist zu einem Gruppenego geworden. So wie sich vorher alles um die eigene Person drehte, dreht sich jetzt alles um den Lehrer, die Gruppe und ihre Ziele. Durch eine starke Identifikation mit dem Lehrer, der ja so rein ist, der Gruppe, die ja so besonders ist und der so reinen Tradition in den „so degenerierten Zeiten“ erfährt das eigene ICH eine Aufwertung und kompensiert entweder ein schwaches Selbstvertrauen bzw. Minderwertigkeitsgefühle ODER ein zuvor zu starkes ICH verlagert sich in ein Gruppen-ICH, was als Zunahme von Liebe und Mitgefühl gewertet wird, weil der Horizont des Handelns sich ausdehnt, aber letztlich begrenzt in den Räumen der Gruppe gefangen bleibt.

Man ist erst dann volles Mitglied, oder „entwickelt“, „fortgeschritten“, wenn man denkt, redet, sich kleidet, verhält, wie die Gruppe. Wenn man völlig konform ist. Das geht ein bisschen mit der Auflösung der Individualität einher. Ein starker Sog, eine starke Sehnsucht zum inner circle zu gehören entsteht. Man ist bereit alles dafür zu geben, „dazu zu gehören“.

So wie es in den Sektenseiten beschrieben wird, entsteht eine eigene (gleichgeschaltete) Sprach- und Denkkultur, die kein Außenstehender mehr versteht, was die Kluft/Isolation zum äußeren Umfeld noch mehr verstärkt, die Irritation vergrößert und die Einbindung in die Gruppe - und damit die psychische Abhängigkeit von der Gruppe - fördert.

„Individualität ist schlecht, Konformität ist gut.“ Steven Hassan

„Selbstlosigkeit zu realisieren“ ist aber eine Sichtweise, die die Vorstellung eines unabhängigen, ewigen, unteilbaren Selbst überwunden hat. Das heißt nicht, dass man aufgrund eines schwachen Selbstwertgefühls mit dem eines anderen verschmelzen würde und man dann etwas „Höheres“ geworden ist. Auch heißt es nicht, dass man seine Persönlichkeit aufgibt (Entpersonalisierung). In der Theravada Tradition wird von Heiligen (Arhats) gesagt: „Nicht die Persönlichkeit wird erleuchtet.“ Alle Heiligen sind von einer starken Persönlichkeit gekennzeichnet, von Eigenheiten, von „Paramis“ (entwickelten guten Qualitäten) und damit von Individualität. Ihre Erleuchtung drückt sich in Offenheit, Angstfreiheit und unbegrenzter Liebe und Mitgefühl aus, die Anteil am Leiden anderer nimmt und es versteht, sich wirklich dafür interessiert.

Nach dem Buch des buddhistischen Lehrers Dr. Alexander Berzin „Zwischen Freiheit und Unterwerfung“ neigen häufig Frauen zu einem schwachen Selbst und er weißt darauf hin, dass man für den Weg ein gesundes Selbst haben muss.

Deshalb sind meines Erachtens Selbstverleugnung, Selbstaufopferung, Selbstaufgabe, das Nichtannehmen, Nichtachten der eigenen Persönlichkeit und der eigenen Person, westliche Fehlinterpretationen.

Dazu sagte Seine Heiligkeit der Dalai Lama (in Wiesbaden 2005 im kleineren Kreis von ca. 300 Menschen), dass man ein starkes Selbstvertrauen bzw. Selbstbewusstsein haben muss, um altruistisch denken und handeln zu können. Dieses starke Gefühl eines Ich, das mit diesem Selbstvertrauen einhergeht ist kein „Ego“ - es ist unabdingbar für eine altruistische Einstellung. Egoismus ist: „zuerst ich, dann die anderen“. Altruismus: „zuerst die anderen, dann ich“.

Dass die Anhänger sich durch die Gleichschaltung in ihrem Benehmen, ihrer Sprechweise und Kleidung immer mehr gleichen, kommt mitunter auch Außenstehenden merkwürdig vor. »Was der Beobachter hier sieht, ist die Persönlichkeit des Sektenführers, die über mehrere Stufen nach untern weitergegeben wurde.« (Steven Hassan)

Mit der Zeit entwickelt sich im Mitglied ein inneres Kontrollfeld aus Ängsten und Schuldgefühlen, das verhindert, sich anderen Gruppen oder Lehrern zuzuwenden. Das ist sehr subtil und das Ergebnis eines relativen langen Prozesses der Indoktrination durch den Führer der Gruppe. Bereits bei dem Gedanken, sich an einen anderen Lehrer zu wenden, entstehen Skrupel oder Gefühle des Verrats. Durch inszenierte Gruppen-Sit-ins („Sanghatreffen“), können Abtrünnige öffentlich gedemütigt, zurechtgewiesen und wieder „auf Spur gebracht“ werden und das dient dann der Abschreckung anderer.

Dabei wird mit den Mitteln des Festhaltens von Mitgliedern (z.B. die gehen wollen), des Ignorierens von Mitgliedern (z.B. die konformes Verhalten nicht (mehr) mitmachen oder kein angepasstes Verhalten mehr zeigen) und der Zurückweisung von Mitgliedern (die z.B. die Gruppe oder den Lehrer kritisieren) gearbeitet. Ebenso Strafandrohung von Höllen, dem Verlust von Gelübden usw.

Das „Geben von Furchtlosigkeit“ der Vajrayana Tradition bedeutet aber genau das Gegenteil: niemanden festzuhalten, niemanden zu ignorieren, niemanden zurückzuweisen. So entstehen keine Ängste im anderen.

Diese Ängste können mit einem fehlinterpretierten Auslegen des Begriffes des „Wurzel-Lamas“ und der Drohung des Bruches der „Guru - Hingabe“ weitgehend gestützt und genährt werden, vor allem wenn man die Konsequenzen des Verlassens betont und keine Differenzierungen oder tiefergehende Analysen stattfinden.

Eine weitere Methode ist, die „Degeneration“ der Außenwelt heraufzubeschwören, Gefühle des baldigen Weltuntergangs zu wecken und wenn diese stark genug sind, die Erlösungsmöglichkeiten, Geborgenheit und Reinheit in der Gruppe und beim eigenen Meister zu betonen.

„In allen totalitären Sekten, die ich kenne, ist Angst ein zentraler Motivationsfaktor … Sekten implantieren Ängste so geschickt, dass die Opfer sich ihrer Existenz nicht einmal bewusst sind.“ Steven Hassan

„Im Zuge meiner Beschäftigung mit sogenannten Gehirnwäschemethoden in totalitären Systemen, habe ich herausgefunden, dass der Schlüssel zur Kontrolle anderer Menschen in der Kontrolle ihrer Schuld- und Schamgefühle liegt.“ Robert Jay Lifton - Professor für Psychologie und Psychiatrie.

Hohe Ideale werden verbal viel ausgesprochen, aber weltliche Belange stehen eigentlich im Mittelpunkt des Handelns und Denkens

Im Buddhismus werden die „weltlichen Dharmas“ erklärt, ein Streben nach Macht und Einfluss, Reichtum, Anerkennung/guter Ruf, Lob und vorübergehendem Glück. Es kann dann dazu kommen, dass man viel über Liebe, Mitgefühl, „Reinheit“ oder „reine Sicht“ redet, ja glaubt, das alles schon „verwirklicht“ zu haben, aber eigentlich nur Anerkennung sucht, sich wünscht, dass die Gruppe, der Lehrer bekannter wird. Lehrer können zudem am Gefühl der Macht oder der sexuellen Gier berauscht sein. Bedingt durch Expansionswünsche kann Geldinteresse beim Anwerben neuer Mitglieder im Vordergrund stehen usw.

Im Buddhismus sind solche weltlichen Bestrebungen Nicht-Dharma, da diese Dinge flüchtig sind, keine Essenz haben und von geistiger Entwicklung abhalten.

Statt sich der eigenen inneren geistigen Entwicklung zu widmen, werden Mitglieder der Gruppe durch das Versprechen von „spirituellen Verdiensten“ dazu angehalten, für die Gruppe zu arbeiten, sich aufzuopfern und ihr Geld zu geben (bis hin zur Verschuldung). Die eigentlich wichtigen inneren Übungen, der Drei Höheren Schulungen (Ethik, Konzentration, Weisheit), des Studiums, der Kontemplation und der Meditation bleiben auf der Strecke. Es wird mit dem Versprechen gelockt: mit genügend „Verdiensten“ (Arbeit für die Gruppe, den Lehrer) erlangt man „Verwirklichungen“ auf natürliche Weise. Zur Stützung dieser These werden entsprechende Textstellen aus den Schriften zitiert, allerdings ohne tiefere und ausreichende Differenzierung.

»In einer Sekte gibt es immer etwas zu tun.« Steven Hassan

So klebt man Plakate, erstellt Internetseiten, Broschüren und Flyer, gibt Vorträge, Meditationen, putzt, kocht und ackert für die Gruppe und dessen Führer bis zur Erschöpfung mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die dabei auftretenden Erschöpfungszustände, Leiden, Krankheiten und andere Schwierigkeiten, die durch den Stress und den Mangel an innerer Arbeit zunehmenden inneren Konflikte (aufwühlende Emotionen bzw. ups and downs) werden als Fortschritt oder „innere Reinigung“ verbucht. Es ist zudem ganz selbstverständlich, dass die engen Mitglieder der Gruppe, die in den Räumen der Gruppe wohnen, nicht nur kostenlos für die Gruppe arbeiten sondern auch für Miete, Sozialversicherung, Studien- und Kursgebühren selbst aufkommen müssen und angehalten werden häufiger zu spenden oder ihr Vermögen in die Gruppe einzubringen.

»Folgt man dem Beispiel der Menschen dieses dekadenten Zeitalters, wird man wie sie - zu einem Hochstapler, der sein Leben damit verbringt, hinter etwas herzujagen, was unerreichbar ist. Es wird einem wie Kindern gehen, die so mit ihrem Spiel beschäftigt sind, daß sie Hunger und Kalte nicht spüren und nicht merken, wie die Zeit vergeht, bis plötzlich die Dunkelheit hereinbricht, sie sich an die Mutter erinnern und zu weinen anfangen. Wenn Sie eine Menge ehrgeiziger Pläne im Kopf haben, Handel treiben, Schüler um sich sammeln und sich selbst als Lehrer etablieren, werden Sie sich wie eine Spinne in Ihren eigenen Netzen fangen. Das ganze Leben hindurch an Ihren Netzen spinnend, merken Sie nicht, wie schnell die Zeit vergeht, bis Sie eines Tages ganz plötzlich entdecken müssen, daß der Tod vor Ihnen steht. Ihre ganze Energie haben Sie eingesetzt, durch alle Arten von Schwierigkeiten sind Sie gegangen, aber im Gegensatz zu den Prüfungen auf dem Weg der spirituellen Praxis haben diese Ihnen nicht im Geringsten geholfen, sich weiterzuentwickeln! Wenn Ihnen also das Wohl der Wesen wirklich am Herzen liegt, arbeiten Sie an erster Stelle an ihrer eigenen Vervollkommnung.« Dilgo Khyentse Rinpoche

In andere Klöster, zu anderen Lehrern, andere Zentren oder Traditionen zu gehen ist unmöglich, ein Verrat, ein Mangel an Vertrauen, ein Zeichen von Instabilität, Verwirrung usw. Das kann soweit gehen, dass nur die Bücher des Lehrers gelesen werden, die angeblich alles enthalten, so dass es nicht nötig ist, andere zu studieren oder der Lehrer bestimmt was „authentisch“ ist und was nicht.

Des Weiteren entstehen durch die Dynamiken in der Gruppe Abhängigkeiten auf finanzieller, emotionaler und geistiger Ebene, die einen Ausstieg fast unmöglich machen. Das kann sich darin äußern, dass man große Schulden der Gruppe gegenüber hat, fest in die Gruppenstrukturen involviert (und verwickelt) ist - z.B. durch wichtige Aufgaben und Funktionen, keine Freunde außerhalb der Gruppe mehr hat und es durch die Herabsetzungen anderer Lehrer oder Autoritäten scheinbar unmöglich ist, „authentischen“ Buddhismus außerhalb der Gruppe empfangen zu können. Dann setzt man einen Weggang mit einem tiefen Absturz gleich.

Ein geschickter Lehrer kann auch „Selbstbestimmtheit“ und „kritisches Überprüfen“ immer wieder als Themen benennen; trotzdem können andere Mechanismen (wie Selbstzensur, Elitedenken, Sektierertum, Ego-Kult/Narzissmus etc.) verhindern, dass Mitglieder wirklich kritisches Überprüfen auf den Gruppenleiter und die Mechanismen in der Gruppe anwenden oder selbstbestimmt den Lehrer und z.B. seine Feindbilder, seine mangelnde Ausbildung/Qualifikation oder falsche Lehrreden infrage stellen.

Unstimmige oder falsche Informationen in der Biographie des Lehrers dürfen nicht hinterfragt werden, sind tabu. Es kursieren verschiedene Aussagen zu seiner/ihrer Vergangenheit und jeder hat andere Informationen. Ein wirkliches Prüfen ist nicht möglich oder bleibt einseitig und unvollständig. Um die Autorität sicher zu stellen schmückt sich der Lehrer mit Titeln oder mit anderen Lehrern die Titel haben, die ihn/sie aber gar nicht richtig kennen. Alles verklärende Lobeshymnen verhängen einen vorurteilsfreien Klarblick, der Schüler wird als unmündig hingestellt, den Lehrer und die Unstimmigkeiten korrekt prüfen zu können.

Der Lehrer hat keine wirkliche ICH-Losigkeit verwirklicht, tut aber so und täuscht sich und andere mit falschen, halbwahren oder täuschenden Details in seiner Biographie, über seine eigene Entwicklung. Der Lehrer leidet vielleicht an Stolz, Arroganz oder Größenwahn und Wahrnehmungsverschiebungen, die wenn der Schüler das mitbekommt aber als Projektionen des Schülers bezeichnet werden. Der Lehrer ist unfehlbar. Der Schüler ist schuld.

Der Schüler hat nur die falsche Sicht, ist nicht rein genug, den Lehrer als rein sehen zu können. Der Schüler ist eben gewöhnlich, der Lehrer heilig: ›Gewöhnliche Wesen können heilige Wesen nicht erkennen.‹ ›Alles nur Deine Projektion.‹

Es gibt keine wirkliche Kooperation mit anderen Gruppen, keine Einladung von Lehrern anderer Traditionen oder Gruppen. Abgeschnitten und isoliert, nur pro Forma gibt es dort oder dort einen Kontakt, der aber so ist, dass nie ein Gruppenmitglied auf die Idee kommen könnte, in die andere Gruppe oder zu einem anderen Lehrer zu gehen. Es bleibt eine geschlossene „offene Begegnung“ von Scheintoleranz.

Kommen doch solche Begegnungen zustande, dienen sie mehr der Gruppe, ihrem Ruf, als das ein wirkliches aufrichtiges Interesse dahinter steht.

Das Gruppenmitglied hat jede innere Freiheit verloren, sich frei zu sagen: Ich gehe! oder ist wie blockiert diesem Gedanken oder gar der Handlung nachzugehen. Es ist unmöglich darüber zu reden oder sich jemanden zu öffnen. Offiziell ist es möglich zu gehen, innerlich aber nicht. Ausweglosigkeit, Selbstmordgedanken, Alpträume können jetzt mühelos entstehen.

Es kann recht hilfreich sein, wirklich seine Träume zu betrachten. Von Ehemaligen weiß ich, dass sie z.B. wiederholt Träume hatten, in einem Gefängnis gefangen zu sein und der Leiter träumte, Häuser ohne Fundament zu bauen. Andere typische Träume sind, sich verirrt zu haben oder verletzt zu sein.

„In einer totalitären Sekte gibt es niemals einen legitimen Grund auszusteigen.“ Steven Hassan

Anhängern wird erzählt, die einzigen Gründe, weshalb die Leute die Gruppe verließen, seien persönliche Schwäche, Geisteskrankheit, Stolz, „ihr gutes Karma hat sich erschöpft“, „ihr früheres negatives Karma war stärker“, „Ego“, Verblendung, Verführung, „Fehler in der Guru Hingabe“ usw.

Selbstkritik, Kritik an der Gruppe, das Eingestehen von Fehlern, das dankbare Verabschieden von Gruppenmitgliedern, die gehen möchten und viel geleistet haben, findet nicht statt. Adressen, Telefonnummern Ehemaliger werden nicht herausgegeben, sie werden i.R. recht zügig aus dem Gedächtnis der Gruppe gelöscht. Ihr Name sollte besser nicht erwähnt werden (oder wenn, dann als abschreckendes Beispiel eines Verirrten). Nach ihrem Weggang, kann man auch nichts Gutes über sie erzählen, denn sie sind ja „falsch“ (weil die Gruppe ja so „richtig“ ist) und irgendetwas hat schon immer nicht mit ihnen gestimmt „das wissen wir doch alle, oder?“

Kritik an der Gruppe, zeigt außerdem, dass die Gruppe/der Lehrer Recht hat. Kritik kommt, weil der andere unfriedlich, voller Hass, Groll oder negativ ist oder weil er/sie eifersüchtig auf die Erfolge der Gruppe oder Ihres Leiters ist.

Kritik wird z.B. auch geblockt, indem man sie als „unreine Sicht“, „unreine Sichtweise“ oder „Sanghaspaltung“ bezeichnet usw.

Vielschichtige Probleme und komplexe Situationen werden zu Begriffen reduziert und mit sprachlichen Etiketten aus dem Buddhismus versehen, wie „das ist Karma“, „das ist leer“, „das ist ganz negativ“ usw. Diese dienen dann als Erklärungsmuster für die alltäglichen Dinge und prägen die Sprache der „Sekte“. Durch das geistige und verbale Etikettieren von Situationen und Problemen, ihre Reduktion auf einfache Begriffe, leugnet man ihre Komplexität wodurch ein Gefühl von Sicherheit; Einfachheit und Verstehen der Zusammenhänge entsteht. In Wirklichkeit verhindert dieses Etikettieren reflektierendes Nachdenken und hält die Scheinwelt der Gruppe und ihres Führers gegenüber der Außenwelt aufrecht.

Zweifelt dagegen ein Anhänger an der Gruppe oder dem Lehrer, wird er immer den Fehler bei sich suchen, sich die Schuld geben. Denn die Gruppe ist makellos, der Guru heilig, also liegt der Fehler bei ihm. Das ist aber keine Selbstkritik, sondern Ausdruck einer erfolgreichen Indoktrination.

Um das „makellose Bild“ des Lehrers aufrechtzuerhalten (vor allem wenn es bereits viel Kritik von anderen Buddhisten, Wissenschaftlern, Ex-lern oder der Presse gab), werden an anderen Lehrern oder Gruppen (Traditionen) Fehler herausgearbeitet. Sie werden auf subtile Weise (z.B. durch indirekte Rede, durch wage Andeutungen) oder auf grobe Weise als inkompetent und fehlerhaft dargestellt. Mitunter wird einfach eisig geschwiegen, wenn von anderen Lehrern oder Gruppen erzählt wird oder es wird auf ein anderes Thema gelenkt, mit einer Floskel reagiert, der Raum verlassen usw.

Gruppen mit einem sektenähnlichen Hintergrund sind häufig „Meister der indirekten Rede“, des Andeutens, verbunden mit Lob sich selbst gegenüber und Herabsetzungen anderen gegenüber. In der Eigenpräsentation wird geschickt mit Halbwahrheiten, Aufblähungen und Verdrehungen gearbeitet, letztlich mit dem Ziel, sich selbst in ein positiveres Licht zu setzen und besser als andere Gruppen dazustehen, um so neue Schüler zu werben und an die Gruppe zu binden. Manche Gruppen präsentieren sich auch als die alleinigen Vertreter einer ganzen buddhistischen Schulrichtung, als ihr einziger und authentischer Bewahrer; bis dahin, dass sie sich selbst als die letzten, authentischen Bewahrer der gesamten Lehren des Buddhismus „in dieser degenerierten Zeit“ sehen.

Sich aus Begehren nach Profit, Lob, Liebe und Respekt selbst zu loben und andere herabzusetzen, gilt als ein grober Verstoß des ersten Bodhisattva-Hauptgelübdes, kann also ruhig als völlig außerhalb der Mahayana-Lehren stehend wahrgenommen werden.

Steven Hassan bezeichnet Kulte, wegen ihrer Fähigkeit Dinge zum eigenen Vorteil zu verzerren und zu verdrehen, auch als „Meister der Unschärfe“.

Viele Dinge, die die (unausgesprochenen) Regeln und Ansichten der Gruppe ausmachen, werden mit indirekter Rede etabliert. So muss man, um z.B. den elitären Charakter der Gruppe oder seine Feindseligkeiten gegenüber anderen Autoritäten im Buddhismus zu etablieren, nicht direktes Lob oder Kritik anwenden, statt dessen wird indirekt geredet (also drumherum), z.B. „Nun ja der Dalai Lama ist ein Politiker, wir praktizieren reinen Dharma.“ oder „Wir haben eine besondere Linie, wir müssen uns nicht mit anderen vergleichen.“ oder „Wir brauchen doch keine anderen Texte (als die aus unserer Schule) zu lesen, in unseren Texten ist doch alles enthalten was wir brauchen.“ (Der Vielfalt sind hier keine Grenzen gesetzt. Ich denke, es ist letztlich wichtig, auf die Aussage zwischen den Zeilen zu achten und die subtile Meinungsmanipulation durch „wir-Aussagen“ wahrzunehmen und deren Aussagegehalt zu prüfen.)

Der eigene Lehrer ist die einzige oder wesentliche Quelle der Information und wird als absolute Autorität gesehen. Was von seiner Sicht abweicht, wer ihn nicht anerkennt, sich von ihm abwendet, ihn kritisiert, muss falsch oder verblendet sein. Was er oder sie sagt, ist gültig.
Das äußert sich dann in Formeln, die gebetsmühlenartig wiederholt werden wie: „Der Lehrer hat dies gesagt …“, „Der Lehrer hat das gesagt …“ Was andere Quellen der Information sagen, selbst wenn es die Schriften oder andere spirituelle Autoritäten sind, hat kein Gewicht, wenn es nicht die Aussagen des Lehrers unterstützt. Damit wird ein gefährlicher Prozess eingeleitet: Der Lehrer schafft die Realitäten für die Gruppe und sichert sich so die absolute Macht.

Durch die starke Abschottung ist man i.R. „natürlicher Weise“ von einem sozialen Feld außerhalb der Gruppe getrennt. Aber auch innerhalb der Gruppe werden die Kontakte der Mitglieder kontrolliert. Menschen, die sich emotional oder geistig nahe kommen, sich befreunden, ermöglicht dies auf einer intimeren Ebene auch das Austauschen von Zweifeln, denn man öffnet sich nur, wenn der andere wirklich verlässlich ist und man Annahme spürt, wenn also wie bei einer guten Freundschaft, ein vertrauensvolles Verhältnis möglich ist.

Dieser persönliche Kontakt ist aber potentiell gefährlich, wenn der/die LeiterIn der Gruppe sowieso alle Informationen kontrolliert, hier könnte sich etwas seiner/ihrer Kontrolle entziehen, deshalb wird er/sie diese Beziehungen geschickt stören und Zwietracht sähen, um die Beziehung und die Menschen in der Gruppe weiter unter Kontrolle zu halten.

Die Beziehungen werden z.B. durch Aushorchen/Ausfragen, freiwillige Meldungen der Gruppenmitglieder über die Kontakte anderer Mitglieder, aber auch Öffnen der Post, oder Kontaktverbote mit dem Hinweis: „das ist unheilsam für Dich“, „das ist kein guter Einfluss“ usw. „nur um Dich zu schützen“ kontrolliert. Zuerst also Informationsbeschaffung, dann Ausspielen der Informationen, Kontaktempfehlungen oder Verbote im Interesse der Kontrolle und damit des Machterhalts.

»Echte Freundschaften sind eine Belastung und werden heimlich von der Sektenführung unterdrückt. Die emotionale Bindung und Orientierung des Mitglieds soll vertikal (zum Führer), nicht horizontal (zu Gleichgesinnten) sein.« Steven Hassan

Die Außen-Beziehungen lassen sich über die üblichen Schwarz-Weiß-Bilder kontrollieren, hier eben in buddhistische Begriffe gehüllt:
Die außerhalb der Gruppe, oder die Kritiker, oder Ehemalige, oder das, was diese kritisch gegenüber der Gruppe äußern ist „weltlich“ oder „Schmutz“, „ganz schlimm negativ“; sie sind in Samsara verfangen, drehen damit nur noch weiter „ihr Rad des Samsara“, folgen ihrer Negativität, schaden anderen. Nur hier bei uns in der Gruppe ist noch der Hort des Guten, des Reinen, der Besseren Menschen, wir haben noch „soviel gutes Karma“ und folgen noch „dem Reinen Pfad“. Die dort und die Zeiten sind „degeneriert“, „fehlgeleitet“, finster usw. also die übliche Weltuntergangsstimmung. Das heißt, wer die Gruppe verlassen würde, wer zu „denen“ geht, wird zwangsläufig auch untergehen, negativ, weltlich, „in Samsara verfangen“ bleiben.

So hat man keine wirkliche Zuflucht, weder in der Gruppe noch außerhalb.
Eine äußerst trostlose Situation.

Weitere Gefahren können entstehen durch:

  • Ungesunde, falsch verstandene „Hingabe“, falsch verstandenes „Vertrauen“. Begriffe wie „Hingabe“ und „Vertrauen“ werden missverstanden als naiver, blinder Gehorsam oder Gefolgschaft des Unterwerfens bzw. Unterordnens. Der Begriff Vertrauen (tib. daypa, dad-pa) ist definiert als: „volles Vertrauen in etwas wirklich Existierendes, im Hinblick auf gute Eigenschaften besitzende Personen (oder Objekte); als eine sich innerlich abklärende Zuversicht; sowie das Sich-Sehnen nach eigener Verwirklichung dieser Eigenschaften. Sie dient als Grundlage Bestreben einzuleiten.“ Die drei Stufen des Vertrauens sind: 1. man hört eine Sache oder sieht eine Person und ist tief berührt: die Tränen kommen, man bekommt Gänsehaut, die Härchen richten sich auf …, dies ist ‚Inspiriertes Vertrauen‘ 2. man erlangt eine tiefe innere Zuversicht, Überzeugung und Gewissheit, dass diese Qualitäten tatsächlich existieren …, dies ist ‚Überzeugtes Vertrauen‘ 3. ein inneres Bestreben setzt ein, diese Qualitäten auch zu entwickeln, in sich zu entfalten …, dies ist ‚Anstrebendes [wünschendes] Vertrauen‘. Im Kommentar zu Gampopas Juwelenschmuck der Befreiung erklärt Ven. Ringu Tulku Rinpoche die drei Arten von Vertrauen in folgender Reihenfolge: 1. inspiriertes Vertrauen, 2. anstrebendes Vertrauen, 3. überzeugtes Vertrauen und betont, dass das überzeugte Vertrauen, die tiefste Form von Vertrauen ist. Dieses vollständige Vertrauen basiert auf Verstehen: „Haben wir vollständiges Vertrauen, haben wir auch vollständiges Verstehen.“ „Wenn wir über Vertrauen reden, reden wir hauptsächlich über Verstehen.“ (Meines Erachtens sollte der Anwender im Westen zudem bedenken: Vertrauen beginnt mit Selbstvertrauen in die eigene grundreine Natur (Buddhanatur), damit beginnt auch der Lamrim von Gampopa. Im Lamrim von Gampopa wird dann das Vertrauen in den Dharma betont, bevor er zum Vertrauen in einen spirituellen Lehrer beginnt. Auch der Lamrim von Atisha beginnt nicht mit dem Vertrauen in einen spirituellen Lehrer, sondern dem Erkennen der kostbaren menschlichen Existenz und was man daraus machen kann, ebenso der Lamrim der Nyingma Tradition (Patrul Rinpoche: Worte meines vollendeten Lehrers) führt das Thema nicht am Anfang ein. Erst Je Tsongkhapa änderte die Reihenfolge für die damalige Zeit und vor allem Vajrayana-Praktizierende mit Grunderfahrungen im Sutra.) Zur Vertiefung siehe auch: Die Bedeutung von Vertrauen im Buddhismus – Geshe Thubten Ngawang, Klärung des Begriffes Vertrauen (tib.: daypa, dad-pa; hier als „Glauben“ übersetzt), Klärung des Begriffes Hingabe, Die spirituelle Lehrer-Schüler-Beziehung und Beziehung mit einem spirituellen Lehrer in zwei Leben.
  • Der tiefgründige tantrische „Guru-Yoga, der keine Anfängerpraxis ist, wird zudem häufig mit „Guru-Hingabe“ gleichgesetzt und als Aufforderung unbedingen Gehorsams missverstanden.
  • dogmatisches, wörtliches Auslegen der Lehre
  • oberflächliches oder falsches Buddhismus-Verständnis
  • Lehrer, denen eine Linie fehlt oder die vorgaukeln eine zu besitzen oder sich selbst als Lama bezeichnen, die sich selbst nicht als Schüler sehen, sondern als sehr weit entwickelt.

»Lehrer, die unbedingt aufgegeben werden müssen: Lehrer, die keiner Linie angehören, die keiner Übertragungslinie angehören, die sich aber selbst Lama nennen, oder die kein Wissen, nicht gehört, nachgedacht, meditiert haben oder die keinen Lungh oder mündliche Erklärungen zu Einweihungen bekommen haben; die fürchterlich Stolz sind und die Lehren nur auf sich beziehen, die sich selbst als toll bezeichnen, sich selbst erhöhen, um Schüler zu werben. Solche Lehrer haben keine Geduld, wenn auch nur ein Wort des Zweifels gegen sie gerichtet wird. Sie sollten aufgegeben werden, weil sie Schüler auf falsche Pfade führen.« S.E. Gangteng Tulku Rinpoche, Berlin 2003

Destruktive Gruppen verhindern die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Mitglieder. Sie zertören die Fähigkeit aller Mitglieder, ein selbstbestimmtes und sinnerfülltes Leben in- und außerhalb der Gruppe zu führen.

Merkmale destruktiver Gruppen

Unter destruktiven Gruppen versteht das Team von Iuvenes e. V. »Gemeinschaften, die die persönliche Entwicklung ihrer Mitglieder als Bedrohung empfinden. Während in authentischer Gemeinschaft die Unterschiede der Menschen, die ihr angehören, als Bereicherung empfunden wird, droht Individualität in destruktiven Gemeinschaften das Zusammengehörigkeitsgefühl in Frage zu stellen. Es entstehen rigide soziale Rollen, die das einzelne Mitglied zu erfüllen hat. Ausbrüche aus diesen Rollen werden von der destruktiven Gruppe als Bedrohung oder Verrat empfunden. Destruktive Gruppen weisen in unterschiedlichen Variationen und Intensitäten diese Merkmale auf:

  • strikte Zuweisung von sozialen Rollen, die die Mitglieder innerhalb und außerhalb der Gruppe zu erfüllen haben;
  • die destruktive Gruppe zeichnet sich durch starke Hierarchien aus, an deren Spitze meist (charismatische) Entscheider*innen den, den Ton angeben;
  • in der Gruppe herrscht ein strenges System aus täglichen Ritualen und Regeln, die unbedingt einzuhalten sind;
  • die Kommunikation und das Handeln in der Gruppe sind geprägt von einem tiefgreifenden Mangel an Spontanität, Humor und Elan im Miteinander sowie einer regelrechten Furcht vor Veränderungen.
  • Ausbrüche aus den sozialen (Gruppen)Rollen, oft auch nur zaghafte Kontakte in die Außenwelt, werden als Bedrohung und Verrat empfunden;
  • Es herrschen Gruppenwahrheiten, die nicht hinterfragbar sind; meist sind es exklusive Wahrheiten, über die in Konkurrenz zur Außenwelt nur die Gruppe verfügt;
  • es herrscht großes Misstrauen gegen alle, die nicht der Gruppe angehören;
  • die Außenwelt wird als unwissend („ungläubig“) oder feindlich beschrieben; die Lösung aller (individuellen und gesellschaftlichen) Probleme wird nur dem eigenen Glaubenssystem („die Wahrheit“) zugetraut;
  • es herrscht eine regelrechte Opfermythologie nach innen wie außen. Die Gruppe sieht sich als (permanentes) Opfer der Außenwelt; das Ich geht im Wir der Gruppe auf, zum Wohl der Gruppe muss der Einzelne jegliches Opfer bringen.

Destruktiv sind solche Gruppen insofern, als sie die Persönlichkeitsentwicklung ihrer Mitglieder verhindern. Die destruktive Gruppe zerstört die Fähigkeit aller Mitglieder, ein selbstbestimmtes und sinnerfülltes Leben in- und außerhalb der Gruppe zu führen.«

Mehr: www.destruktive-gruppen.de

»Menschliche Güte kann man bei allen Menschen finden, sie findet sich also auch bei der Gruppe, deren pauschale Verurteilung doch gewiss sehr nahe liegt.« (Viktor E. Frankl)

Haben Dharma-Gruppen mit „sektenähnlichen Strukturen“ auch gute Seiten?

Ja klar! Sonst würde sich ja niemand darauf einlassen.

Alle die ich kenne, haben sogar sehr viel Gutes erfahren. Dieses Gute ist individuell unterschiedlich. Das kann ein familiäres Gefühl, Geborgenheit sein. Eine Entlastung durch das Aufgeben der eigenen Autonomie und Entscheidungsverantwortung (die Verantwortung wird ja vom Lehrer getragen, er/sie weiß ja, ich weiß eben nicht. Also machen wir es so wie er/sie sagt.) Man folgt, muss nicht mehr so viel nachdenken und sich entscheiden. Auch trägt die Verantwortung nicht mehr der Einzelne, sondern der Lehrer und die Gruppe; das fühlt sich dann schon erleichternd an, einfacher, als in einer zunehmend komplexen Welt für sich selbst und den eigenen Weg die Verantwortung zu übernehmen.

Durch die Geborgenheit, ein Gefühl von Vertrautheit oder Familie, die „klaren Unterscheidungen“ von: ‚das ist richtig‘ und ‚das ist falsch‘, können auch Ängste, Einsamkeit und Depressionen abnehmen. Durch die starke (Regel-)Kontrolle, andere, höhere spirituelle Werte, können auch Suchtmuster überwunden werden.

Durch ein einfaches Auslegen der Lehre, die Begrenzung auf wenige ausgewählte Bücher des „Meisters“ oder auch nur auf einen Lehrer, wenige inhaltliche Themen, ist es einfacher einen Überblick über den Buddhismus zu bekommen, man wird schneller heimisch, entwickelt schneller Selbstvertrauen, Selbstsicherheit. Die Abschottung vom Aussen, stärkt die Konzentration, die Geradlinigkeit auf dem Weg, lässt einen vielleicht schneller zu Erfahrungen kommen. Die Aufteilung in „richtig“ und „falsch“ löst tiefes Grübeln und Zweifel auf. Man muss nicht viel denken, folgt nur und alles wird gut und irgendwie gehts einem ja auch (vielleicht) ersteinmal besser als vorher.

Dann kommt noch hinzu, dass der Dharma, die Lehre des Buddhas, selbst wenn sie missbraucht wird, sehr wirksam ist, so dass man in ihrer Anwendung gute Erfahrungen macht, positive Veränderungen feststellt, die man bisher nicht machte und die einem dadurch wirklich wertvoll sind. Die Lehren sind nun einmal sehr wirksam, besonders dann, wenn man Vertrauen in sie hat.

Die guten Erfahrungen resultieren aus dem „wechselseitig bedingten Entstehen“, dem Entstehen in Abhängigkeit. Für gute Erfahrungen bedarf es vieler Faktoren: Dem Bezugsobjekt, Karma, …; vor allem aber, dass man selbst Vertrauen in eine Person/Sache setzt.

Die guten Erfahrungen sind also auch eine Reflexion der eigenen reinen Natur, des eigenen Vertrauens, der eigenen Offenheit, Hinwendung und inneren Mitgefühls; sie wurden in Abhängigkeit der Bezugspersonen gemacht. Dieselben guten Erfahrungen kann man auch machen, wenn man diese inneren Einstellungen anderen Menschen gegenüber entwickelt.

Im Buddhismus gibt es das Beispiel mit dem Hundezahn, den eine Frau als Reliquie verehrte und dadurch „Realisationen“ erlangte und in der Wissenschaft das Beispiel des Placebo-Effekts: Heilung durch Vertrauen ohne Qualitäten auf der Seite des Heilmittels. Der positive Effekt wäre natürlich wesentlich größer, wenn das Bezugsobjekt tatsächlich vertrauenswürdig und mit großen spirituellen Qualitäten ausgestattet ist. Ansonsten ist ein Lehrer mit Missbrauchstendenz regelrecht Gift, weil er im Gegensatz zu Hundezahn und Placebo-Präparat belebt ist und falsche Gedanken in den Geist setzten kann, die auch das spirituelle Leben zukünftiger Existenzen vergiften und zerstören können.

Gute Erfahrungen und positive Eindrücke allein bieten leider keine Garantien, denn …

»Es ist nicht immer leicht einen mitfühlenden von einem mörderischen Guru zu unterscheiden.« Robert Jay Lifton

Auch die Schüler Shoko Asharas (AUM Sekte) beschrieben Trainings bei ihm als außerordentlich intensiv und außerordentlich belohnend - eine Erfahrung hoher Energie. Schüler von ihm hatten Visionen. Ihn selbst beschrieben sie als außerordentlich würdevoll und gelassen, er war für sie ein echter und „erfolgreicher“ religiöser Führer. Asahara bot seinen Schülern einen Sinn für Gemeinschaft, einen spirituellen Anker, er gab Vorträge und führte zu intensiven Erfahrungen. Seine Anhänger band er mit dem „Guru Yoga“ des Tibetischen Buddhismus, des Karmaverständnisses u.a. Lehren (die er entsprechend seiner Ziele interpretierte) an sich. Nach außen bediente er sich geschickt der Medien (wie TV und Talkshows) und ließ sich mit bekannten geistigen Größen des Buddhismus, wie z.B. auch S.H. dem Dalai Lama, fotografieren und behauptet später, sie hätten seine Qualitäten anerkannt. (Näheres dazu siehe Tricycle Winter 97.)

Eine Überlebende von Jonestown sagt „Ich liebte Jonestown. Dort verbrachte ich die schönste Zeit meines Lebens“. Von all den Ungereimtheiten, dem Zwang, der Gewalt usw. hat sie scheinbar nichts bewusst wahrgenommen oder diese schlicht ausgeblendet; vermutlich, um ihre Vision eines neuen und erfüllten religiösen Lebens aufrechterhalten zu können. Schließlich holten die Wirkkraft der unheilsamen Gruppenstrukturen und die Wirkkraft des geistig kranken religiösen Anführers die Mitglieder der Sekte ein und führte sie in den kollektiven Massenselbstmord.

Nichts ist nur schlecht.

Jeder Mensch hat zudem gute Qualitäten und nicht nur Fehler, so kann man auch sehr viel Inspirierendes vom Lehrer und den Gruppenmitgliedern erfahren, sie sind ja keine Monster, sie sind Menschen, sie glauben nur stark an sich und ihre Sache und sie haben wirklich auch liebenswürdige und gute Seiten! Man hat ja auch sehr gute Erfahrungen mit ihnen. Es ist ja nicht so, dass sie sich bewußt entschieden haben, andere zu verführen und Sektenmitglieder zu sein, ganz im Gegenteil, sie traten an, für etwas Höheres, etwas Besseres, das Gute, um ein „besserer Mensch zu werden“, „ein gutes Herz zu entwickeln.“, „Leid zu überwinden“ oder „die Erleuchtung zum Wohle aller zu erlangen“.

Schließlich hat man auch selbst gute Qualitäten (Tugenden) entwickelt:

  • man ist nicht mehr so geizig - hat gelernt großzügiger zu sein
  • man lässt unwichtige alltägliche Dinge los - engagiert sich für eine bessere Sache
  • man löst seine Selbstzentriertheit - setzt sich für andere, die Gruppe, höhere Werte ein, ja den Weltfrieden ein
  • man entwickelt Hingabe, macht tiefe Erfahrungen und löst sich von eigenen Schattenseiten
  • u.v.m.

Und am Anfang, als man noch nicht so tief drin steckte, war es ja auch wirklich sehr inspirierend, erst später, je tiefer man hineinrutschte, je mehr man sich einließ, da kamen ja erst die Schwierigkeiten …

Und das ist dann der Punkt der einen Abschied wirklich schwer macht: Man hat so viel Gutes, so viel Inspirierendes erfahren, das man nicht missen möchte, man merkt aber auch, dass so vieles unstimmig ist und ist schier zerrissen. hin und her gerissen …
hin und her …

»Der Erfolg einer Gruppe, ihre starke Verbreitung ist nicht zwangsläufig ein Zeichen von Seriosität: Scharlatane haben heute mehr Erfolg als echte Meister« (Patrul Rinpoche)

Westliche Gruppen mit Ordinierten

Dass in einer Gruppe viele Ordinierte (Mönche und Nonnen) leben, oder sie viele hunderte oder tausende Mitglieder hat, oder in der ganzen Welt verbreitet ist, ist keine Garantie, dass es keine ›Sekte‹ ist oder dass keine sektenähnliche Strukturen existieren.

Gleich nach der Ordination sollte man entweder im Kloster ein Training gemäß der Vinaya aufnehmen oder unter einem gut qualifizierten, erfahrenen und vollordinierten Tutor studieren, bis man Standfestigkeit und Gelehrsamkeit mit den 5 Qualitäten besitzt. Lebt man nicht beim Abt, der natürlicher Weise dann der persönliche Tutor wäre, sucht man einen Vollordinierten auf, der gut qualifiziert ist, als Tutor zu fungieren. Dieser wird durch eine Zeremonie als persönlicher Tutor angenommen. Man geht dabei eine wechselseitige Beziehung ein, die mit gegenseitigen Verpflichtungen verbunden ist. Werden diese gegenseitigen Verpflichtungen von einer Seite nicht beachtet, endet die Beziehung.

Der Eindruck totaler Abhängigkeit, der dabei entstehen könnte oder auch manchmal von besitzergreifenden Lehrern gerne vermittelt wird, um Schüler oder Ordinierte an sich zu binden, ist aber nicht richtig. Der Übende ist ein mündiger, erwachsener Mensch. Klassisch geht man so vor (Information von Dr. A. Berzin): Man geht zum Abt/Tutor und bittet um Erlaubnis: Ich möchte dies und das tun, denkst du es gibt einen Grund, dass es nicht gut wäre das zu tun? Wenn der Abt/Tutor eine Begründung dagegen hat, die Sinn macht, nimmt man den Rat an, wenn nicht, muss man ihm nicht folgen.

Wenn also Lehrer ihren Mönchen und Nonnen verbieten oder sie daran hindern, in andere Klöster oder zu anderen Lehrern zu gehen, ist höchste Vorsicht geboten. Trotz der Beziehungen, die man einging, sind Ordinierte freie Menschen mit freier Wahl und haben sich nicht als Sklaven an jemanden verkauft. Patrul Rinpoche antwortete auf die Frage: „Wessen Mönch bist Du?“ „Ich bin Buddha Shakyamunis Mönch.“ Letztlich geht es auch hier um den „mittleren Weg“: weder sollte die Beziehung zu totaler Abhängigkeit führen, noch so lose sein, dass man einfach seiner Tagesmeinung folgt.

Choje Lama hatte Je Tsongkhapa, den großen Reformer und Gründer der Gelug Schule, seit seiner Geburt betreut, lehrte ihn und gab ihm Einweihungen. Je Tsongkhapa fasste den Entschluss nach Zentraltibet zum Studium zu gehen. Choje Lama sprach später mit Je Tsongkhapa darüber, denn es war auch sein Wunsch, was Je Tsongkhapa mit großer Freude erfüllte. Je Tsongkhapa ging in ein langes Meditationsretreat und verließ dann Amdo mit 16 Jahren, ohne seinem Lehrer noch einmal unter die Augen zu treten. Das war zwar eigentlich ein Fehler, aber er kam dafür nicht in die Hölle! (Quelle: „Quellort allen Glücks“, bekannte tib. Biographie) Später riet ihm einer seiner wichtigsten Lehrer, der Sakya-Meister Rendawa, jetzt Klöster zu bauen und zu lehren. Er prüfte das für sich, folgte dem Rat aber nicht und ging stattdessen für lange Zeit in Retreat (Quelle: Dr. Thomas Lautwein, Choekor).

Das zeigt wie mündig ein Schüler ist und sein sollte.

Obwohl Je Tsongkhapa im 3. Lebensjahr vom 4. Karmapa, Rolpai Dorje, die Upassika Gelübde erhielt (auch die fünf Shilas oder fünf Laiengelübde genannt), war er nicht dessen Besitz und deswegen auch nicht zwangsläufig ein Kagyupa. Genauso studierte und hörte Je Tsongkhapa bei allen großen Meistern seiner Zeit (unabhängig von einer spezifischen Traditionszugehörigkeit) und war ein absoluter Skeptiker der schriftlichen Kommentare von Tibetern. Er orientierte sich vor allem an den indischen Sanskrit-Schriften, seinem Verstand und inneren Visionen, die er auch gegenprüfte! (Quellen: „Quellort allen Glücks“ und Chökor) Weiteres zu seiner Biographie hier.

Ist es unmöglich oder sehr schwierig, dass Ordinierte selbst mitbestimmen können, wo sie sich spirituell entwickeln, wo und mit wem sie studieren, ist meines Erachtens große Vorsicht geboten. Vor allem im Westen gibt es sehr wenig Erfahrung mit buddhistisch-klösterlicher Tradition.

Ordinierte gehören keinem Lehrer oder Kloster, sie sind nicht deren Besitz.

Näheres zum Leben als Ordinierte/r

»Man wird immer finden, dass diejenigen, die wirklich wissen, die bescheidensten Menschen sind, und dass ihnen nichts ferner liegt, als dasjenige, was die Menschen Machtgelüste nennen.« (Rudolf Steiner)

Anvertrauen an den Lehrer im Westen

Überstürzt oder weise?
In manchen tibetisch-buddhistischen Dharma-Zentren scheint die erste Frage zu sein, ob man schon einen Wurzel-Guru hat und es wird betont, man bräuchte unbedingt einen Lehrer - auch gleich oder gerade am Anfang. Mit welchen Begründungen das auch immer geschieht, mir scheint hier größte Vorsicht geboten, da solche Konzepte den Westler leicht überhastet in eine vielleicht unreife und zu schnell eingegangene Lehrer-Schüler-Beziehung stürzen mit allen schwerwiegenden und leidvollen Nebenwirkungen.Was wäre dann am Anfang zu tun?

Seine Heiligkeit der Dalai Lama warnt immer wieder vor einem zu schnellen, ungeprüften Anvertrauen; ich denke, weil er sehr wohl weiß, wie viele Probleme bisher dadurch schon entstanden sind. Er empfiehlt anfangs auch ohne Lehrer zu arbeiten, sich Bücher über den Buddhismus zu besorgen, diese zu lesen und sich über die buddhistischen Inhalte ein erstes Grund-Verständnis anzueignen. Man kann also anfänglich das ABC des Buddhismus durch Selbststudium lernen und sich damit Schritt für Schritt vertraut machen. Wenn man dann mündliche Erklärungen hören möchte, geht man ganz unverbindlich zu buddhistischen Lehrern bzw. Zentren und hört erst einmal zu und sieht den Lehrer, der unterrichtet als „Freund im Dharma“. Erst wenn man genügend grundsätzliches Dharma-Verständnis hat, die eigene Dharma-Weisheit gereift ist, wird man allmählich in die Lage versetzt, die Lehrer und was sie lehren prüfen zu können und kann sich diesem Vorgang des Prüfens mit dem nötigen Grundverständnis und der nötigen Sorgfalt widmen.

Was ein Schüler für Qualitäten besitzen muss, um sich überhaupt den Lehren richtig zuwenden zu können, ist hier zu finden. Weitere Informationen zum Annähern an den tibetischen Buddhismus stehen hier.

Im tibetischen Buddhismus werden häufig die Beispiele von Naropa zu Tilopa und Milarepa zu Marpa erwähnt. Vor allem deshalb, weil es Ausnahmebeispiele sind, nicht weil sie so üblich sind. In Gruppen mit sektenähnlicher Struktur, werden diese Beispiele gerne missbraucht, um unbedingten Gehorsam einzufordern, ansonsten gibt es keine Erleuchtung.

Der Anwender sollte aber wissen: Diese Beispiele kommen aus dem Vajrayana, einem fortgeschrittenen Fahrzeug, für dessen Praxis man eine echte Dharma-Grundlage haben und wirklich qualifiziert sein muss. Der Pandit Naropa war einer der vier Äbte von Nalanda und war einer der wenigen, die Dharma von Nicht-Dharma unterscheiden konnten. Naropa traf nach großer innerer Entwicklung, breitem und tiefen innerem Wissens, an einem Punkt wo es nichts weiter mehr für ihn zu lernen gab, und auf der Basis einer Vision auf Tilopa. Auf welchen westlichen Schüler trifft das zu?

Das kann man sicherlich nicht auf die westliche Situation und westliche Schüler, Buddhismus im Westen, also eine Entwicklung in Kinderschuhen, übertragen.

Genauso prüfte Milarepa Marpa, indem er Feinde von Marpa, neutrale Personen und Menschen, die Marpa wohl gesonnen waren befragte, bevor er sich ihm anvertraute und er fühlte tief im Herzen, dass Marpa sein Lehrer ist und nicht weil jemand ihm Einweihungen gab und dann sagte: ‚Ich bin dein Wurzel-Lama!‘

Ein gutes Beispiel der Prüfung gab auch der indische Meister Atisha (der Begründer der Kadampa Tradition), der seinen wichtigsten Lehrer, Serlingpa von Sumatra, nach dreizehnmonatiger Reise nach Indonesien, zuerste ein halbes Jahr lang vor Ort prüfte, bevor er überhaupt zu ihm ging und um Erklärungen bat.

Schließlich wird im Guhyasamaja Tantra eine zwölfjährige Prüfungsphase empfohlen.

Ratschläge zum Anvertrauen


Die 10 Qualitäten eines Mahayana-Lehrer nach Buddha Maitreya (Mahayana-sutralamkara):

»Verlasse dich auf einen Mahayana Lehrer, der diszipliniert, ruhig und vollkommen im Frieden ist [durch die Praxis der drei höheren Schulungen]; der an Qualitäten dir überlegen ist; der voller Energie ist [d.h., der eine gleichbleibende Freude hat, das Wohl anderer zu bewirken]; der einen Reichtum an Schriftenkenntnis besitzt [er sollte die drei Schriftkörbe Vinaya, Abhidharma und Sutras ausgiebig studiert haben]; der liebevolle Fürsorge besitzt [der nur aus Liebe & Mitgefühl lehrt, ohne nach materiellem Gewinn oder Ehrerbietung zu trachten]; der ein durchdringendes Wissen der Realität (Soheit) hat [hat er keine direkte Erkenntnis der Selbstlosigkeit der Phänomene erlangt, sollte er zumindest eine korrekte Erkenntnis der Soheit durch Schriften und mittels Logik gewonnen haben]; der sprachlich geschickt ist [den Schüler stufenweise anzuleiten und die Bedeutung seinem Verständnis entsprechend zu vermitteln]; und der Mutlosigkeit überwunden hat [d.h. ohne zu ermüden, geduldig die Lehren immer wieder darzulegen, auch wenn der Schüler sie wiederholt nicht versteht].«

Akong Rinpoche

Die Menschen im Westen glauben viel zu leicht an das was gedruckt ist. Wenn dann Lehrer oder Zentren schöne Broschüren, Prospekte und Poster haben, wird gleich geglaubt was darin steht. Dabei ist es häufig so, dass die Hochglanzbroschüren übertrieben sind oder falsche Informationen enthalten, z.B. Übertreibungen der Schüler über die Qualifikation oder Qualitäten des Lehrers, um neue Schüler / Zentrumsmitglieder anzulocken.Westler glauben sehr schnell, dass das was gedruckt ist wahr ist und stimmt, „weil es dort steht“. Wenn etwas nicht gedruckt ist, dann existiert die Sache auch nicht, wie zum Beispiel, wenn jemand keinen Ausweis hat oder ein Dokument fehlt, das nachweist, dass man Arzt ist usw. dann hat man nur Probleme und keiner glaubt einem. Gedruckte Sachen öffnen im Westen leicht alle Türen.

Der nächste kritische Punkt ist, dass Westler immer erst das Gute sehen, wenn sie eine Beziehung eingehen und die Fehler erst viel später. Es wäre besser für Westler, zuerst einmal gründlich alle Fehler zu untersuchen und dann die guten Seiten. Nach drei Jahren zieht man ein Resümee: Hat die Person mehr Qualitäten als Fehler, ist die Person als Dharma-Lehrer geeignet. Hat sie gleichviel Qualitäten wie Fehler oder mehr Fehler als Qualitäten, ist sie nicht als Dharma-Lehrer geeignet. Ist die erste 3jährige Prüfungsphase erfolgreich verlaufen, prüft nun der Lehrer den Schüler für drei Jahre. Sieht er die notwendigen Qualitäten und ist für ihn der Schüler geeignet, bleiben sie weitere drei Jahre zusammen und werten nach den insgesamt neun Jahren aus, ob die Beziehung für den Schüler fruchtreich ist und Sinn macht. Erst mit der beidseitigen Bestätigung beginnt die eigentliche Lehrer-Schüler-Beziehung (im Mahayana / Vajrayana Buddhismus). Sollte der Lehrer drohen: ‚Du gehst in die Hölle, wenn Du mir nicht gehorchst!‘ sollte man antworten: ‚Und Du auch.‘

S.E. Dagyab Kyabgön Rinpoche

»Wenn der Lehrer einem Schüler nicht erlaubt zu anderen Lehrern zu gehen, sollte man schleunigst die Koffer packen.«

Nach Geshe Potowa sollte der Lehrer, wenn er nicht diese 10 Qualitäten besitzt, zumindest fünf davon besitzen: Er sollte im Besitz des Trainings der drei höheren Schulungen der Ethik, Konzentration und Weisheit sein [wodurch er diszipliniert, ruhig und vollkommen im Frieden ist] und er sollte die Erkenntnis der Soheit sowie ein fürsorgliches Herz besitzen.

Ist es schwierig, eine Person mit solchen Qualitäten aus zeitbedingten Gründen zu finden, so wird gelehrt, sollte man sich nicht auf jemanden stützen, bei dem die Fehler überwiegen oder der gleichermaßen Fehler wie Qualitäten hat, sondern auf eine Person, die mehr positive Qualitäten als Fehler hat. (Tsongkhapa im Lam Rim ´bring ba)

Gemäß Gampopas Juwlenschmuck der Befreiung sollte ein gewöhnlicher spiritueller Lehrer des Mahayana mindestens zwei Qualitäten haben:

Im Eintritt in die Bodhisattva-Praxis heißt es:
»Spirituelle Freunde sind stets bewandert in der Bedeutung des großen Fahrzeugs und geben die höchste Bodhisattva-Disziplin selbst auf Kosten ihres Lebens nicht auf.«

Jetsun Gampopa kommentiert:

Sie sollten also: die Bedeutung des großen Fahrzeuges tief erfasst haben, die Bodhisattva-Gelübde wahren.

Im selben Text werden dann wiederum vier und acht Qualitäten erklärt, die gewöhnliche Lehrer besitzen sollten.

Um Lehrer auf ihre Qualifikation und Qualitäten korrekt prüfen zu können, muss man zudem selbst die Qualitäten eines Mahayana-Schülers besitzen.

Zusammengefasst

¹ Aus dem Vorwort zum Buch »Sekten – wie Menschen ihre Freiheit verlieren und wiedergewinnen können« von Margaret Thaler Singer/Janja Lalich, Carl-Auer-Systeme Verlag

² Die Kriterien entstammen der Klassifizierung von M.T. Singer und sind als Zitate dem Buch »Sekten – wie Menschen ihre Freiheit verlieren und wiedergewinnen können« entnommen (Seite 35-39). Die darunter notierten Auszüge sind entweder Zitate oder Zusammenfassungen einiger Punkte, die M.T. Singer gibt.

³ Wikipedia.de, http://de.wikipedia.org/wiki/Sekte, Oktober 2007

Die angegebenen Kriterien sind das Ergebnis eigener Erfahrung, Beobachtung und der Diskussion mit anderen und dienen der Orientierung. Kriterien, wie Expansionsstreben (Missionseifer), Informationskontrolle und Elitedenken fehlen zudem. Je nach Hintergrund wird der Begriff ›Sekte‹ oder ›Kult‹ unterschiedlich verwendet. Eine Summe von Kriterien anderer Anbieter finden Sie hier.