Was der Buddha über Lob, Kritik und Tadel sagte
Andere rügen
Der ehrwürdige Sāriputta sprach also: „Der einen Tadel aussprechende Mönch, ihr Brüder, soll, wenn er einen anderen tadeln will, sich dabei fünf Dinge gegenwärtig halten. Welche fünf? (l) ,Zur rechten Zeit will ich zu ihm sprechen, nicht zur Unzeit. (2) Den Tatsachen gemäß will ich sprechen, nicht im Widerspruch zu den Tatsachen. (3) Höflich will ich sprechen, nicht grob. (4) Zweckmäßig will ich sprechen, nicht unzweckmäßig. (5) In liebevoller Gesinnung will ich sprechen, nicht aus innerer Bosheit.‘ Der einen Tadel aussprechende Mönch, ihr Brüder, soll, wenn er einen anderen tadeln will, sich dabei diese fünf Dinge gegenwärtig halten. …
Der Getadelte, ihr Brüder, sollte in zwei Dingen fest bleiben: ‚in der Wahrheit und in der Unerregbarkeit. Sollten mich auch, ihr Brüder, die anderen zur Unzeit tadeln, nicht zur rechten Zeit; unberechtigt, nicht berechtigt; grob, nicht höflich; unzweckmäßig, nicht zweckmäßig; aus innerer Bosheit, nicht in liebevoller Gesinnung, so will ich doch in diesen beiden Dingen fest bleiben: in der Wahrheit und der Unerregbarkeit. Wenn ich einsehe, dass diese oder jene Sache bei mir zutrifft, dann werde ich sagen: „Es ist so. Diese Sache trifft bei mir zu.“ Erkenne ich aber, dass diese oder jene Sache bei mir nicht zutrifft, so werde ich sagen, „Es ist nicht so. Diese Sache trifft bei mir nicht zu.“‘“
(aus A 5:167)
Lob und Tadel aussprechen
Mit fünf Dingen behaftet, ihr Mönche, gelangt der im Kloster lebende Mönch, wie er sich’s erwirkt, zur Hölle. Welches sind diese fünf? (l) Ohne verstanden und geprüft zu haben, lobt er den Tadelnswerten, (2) tadelt den Lobenswerten; (3) ohne verstanden und geprüft zu haben, billigt er, was man missbilligen sollte, und (4) missbilligt, was man billigen sollte; und (5) das aus Vertrauen Gegebene macht er zunichte. Mit diesen fünf Dingen behaftet, ihr Mönche, gelangt der im Kloster lebende Mönch, wie er sich’s erwirkt, zur Hölle.
Mit fünf Dingen ausgestattet, ihr Mönche, gelangt der im Kloster lebende Mönch, wie er sich’s erwirkt, in himmlisches Dasein. Welches sind diese fünf? (l) Nachdem er verstanden und geprüft hat, tadelt er den Tadelnswerten, (2) lobt den Lobenswerten; (3) weil er verstanden und geprüft hat, missbilligt er, was man missbilligen sollte, und billigt (4), was man billigen sollte; und (5) das aus Vertrauen Gegebene macht er nicht zunichte. Mit diesen fünf Dingen ausgestattet, ihr Mönche, gelangt der im Kloster lebende Mönch, wie er sich’s erwirkt, in himmlisches Dasein.
(aus A 5:236)
Loben, wem Lob gebührt
Einst begab sich der Wanderasket Potaliya, dorthin, wo der Erhabene weilte. Dort angelangt, wechselte er mit dem Erhabenen freundlichen Gruß und nach Austausch höflicher, zuvorkommender Worte setzte er sich zur Seite nieder.
Und der Erhabene sprach zu ihm also: „Vier Menschen Potaliya, sind in der Welt anzutreffen. Welche vier? (l) Da tadelt einer wem Tadel gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, zur rechten Zeit: aber nicht lobt er, wem Lob gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß zur rechten Zeit. (2) Da lobt einer, wem Lob gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, zur rechten Zeit; aber nicht tadelt er, wem Tadel gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, zur rechten Zeit. (3) Da tadelt einer nicht, wem Tadel gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, zur rechten Zeit; noch lobt er, wem Lob gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, zur rechten Zeit. (4) Da tadelt einer, wem Tadel gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, zur rechten Zeit; und er lobt, wem Lob gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, zur rechten Zeit. Diese vier Menschen sind in der Welt anzutreffen. Welcher aber, Potaliya, von diesen vier Menschen gefällt dir als der höhere und edlere?“
„Von diesen vier Menschen, Herr Gotama, gefällt mir derjenige als der höhere und edlere, der weder tadelt, wem Tadel gebührt, noch lobt, wem Lob gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, zur rechten Zeit. Und warum? Weil eben, Herr Gotama, der Gleichmut etwas Hohes ist.“
„Mir aber, Potaliya, gefällt unter diesen vier Menschen derjenige als der höhere und edlere, der tadelt, wem Tadel gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, zur rechten Zeit; und der lobt, wem Lob gebührt, der Wahrheit und Wirklichkeit gemäß, zur rechten Zeit. Und warum? Weil es etwas Hohes ist, Potaliya, im jeweiligen Falle die rechte Zeit zu kennen.“
(A 4:100)
Wissen, was man sagt und wie man etwas sagt
[Der Buddha spricht zu seinen Mönchen:] „Es heißt: ‚Man sollte keine heimliche Rede führen, und man sollte keine unverhüllte scharfe Rede führen.‘ So wurde gesagt. Und wovon abhängig wurde dies gesagt?
Wenn man hier, ihr Bhikkhus, von heimlicher Rede weiß, dass sie unwahr, unrichtig und Unheil bringend ist, dann sollte man sie auf gar keinen Fall führen. Wenn man von heimlicher Rede weiß, dass sie wahr, richtig und Unheil bringend ist, dann sollte man versuchen, sie nicht zu führen. Wenn man von heimlicher Rede weiß, dass sie wahr, richtig und heilsbringend ist, dann mag man sie führen, wenn man den richtigen Zeitpunkt dafür kennt.
Wenn man hier, ihr Bhikkhus, von unverhüllter scharfer Rede weiß, dass sie unwahr, unrichtig und Unheil bringend ist, dann sollte man sie auf gar keinen Fall führen. Wenn man von unverhüllter scharfer Rede weiß, dass sie wahr, richtig und Unheil bringend ist, dann sollte man versuchen, sie nicht zu führen. Wenn man von unverhüllter scharfer Rede weiß, dass sie wahr, richtig und heilsbringend ist, dann mag man sie führen, wenn man den richtigen Zeitpunkt dafür kennt.
Also geschah es in Abhängigkeit von diesem, dass gesagt wurde: ,Man sollte keine heimliche Rede führen, und man sollte keine unverhüllte scharfe Rede führen.‘“
(aus M 139)
Siehe auch
- Der Buddha über kritisches Prüfen: Rede an die Kalamer (Kalama Sutra)
- Was der Buddha über das kritische Prüfen von Lehre und Lehrern sagte
- Was der Buddha über Lügen und Wahrhaftigkeit sagte
- Vinaya – die unbekannte Seite der Lehre des Buddha (insbes. Kapitel »Umgang mit Ermahnung und Kritik« und »Streigespräche und Streitschlichtung«) – Kevalī Bhikkhu
- Achtsame Mediation: Buddhistische Wege der Konfliktbearbeitung – John A. McConnell