Kalama Sutra
»Geht Kálámer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters!
Wenn ihr aber, Kálámer, selber erkennt: ›Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden‹, dann o Kálámer, möget ihr sie aufgeben.«
Sektenstrukturen in buddhistischen Gruppen – zum Hintergrund dieser Seiten
Es ist mir, einem buddhistischen Mönch, ein Anliegen darüber zu informieren, dass es buddhistische Gruppen gibt, in denen sich Sektenstrukturen entwickelt haben. Diese Internetseite bietet Prüfkriterien an, versucht Ursachen zu beleuchten und menschliche Schwächen, die zu solchen Phänomenen führen.
Für das Hinterfragen der eigenen Entwicklung oder der Entwicklung in einer Gruppe, bedarf es lediglich der Offenheit, des Mutes, der Ehrlichkeit—vor allem sich selbst gegenüber—ausreichender Information und des gesunden und kritischen Menschenverstandes.
Ich war selbst in zwei Gruppen, die ganz klar Merkmale aufweisen, die typisch sind für sogenannte »Sekten« bzw. »Cults«. Auch kenne ich viele Buddhisten mit ähnlichen Erfahrungen und bin mir der personenschädigenden und negativen sprirituellen Auswirkungen sehr bewusst.
Meine Geschichte
Irgendwann, während der Lektüre der Vier Edlen Wahrheiten, reifte in mir der Wunsch buddhistischer Mönch zu werden. Also machte ich mich auf die Suche, wie und wo dieser Wunsch umgesetzt werden könnte. Buddhismus—wer denkt da schon an ›Sekten‹ oder Gefahren?
Soweit ich das mitbekam gab es Ende 1995 keine Hinweise, keine Materialien oder Berichte darüber, dass es durchaus sehr ungesunde buddhistische Gruppen gibt. Ausgestattet mit einer guten Portion an naiver Offenheit, landete ich dann ausgerechnet in einer ›Sekte‹. Genauer gesagt landete ich in einer ›Sekte in einer Sekte‹, d.h. die Gruppe war Teil einer internationalen ›altehrwürdigen Tradition‹, die schon völlig versektet war und hatte ihre eigene lokale Sektendynamik entwickelt. Die damalige Sektenbeauftragte der Senatsverwaltung Berlin hatte gegen die Gruppe(n) nichts vorliegen. Zwar trafen acht von neun Merkmalen, die sie mir nannte, auf die Gruppe(n) zu, aber die Zentrumsleiterin war rhetorisch geschickt genug, meine Zweifel zu zerstreuen und mich erfolgreich zu manipulieren.
Ich war nicht unglücklich über mein Leben, ich wollte einfach nur einen weiteren spirituellen Weg ausprobieren (Christentum, Hinduismus, Sufismus und Schamanismus hatte ich schon probiert und sie alle sagten mir nicht zu). Die Odyssee, die mich erwartete und die Intensität von Glück und Leid, die ich erfuhr, lässt sich nicht in wenigen Worten zusammenfassen. Nach 6 ½ Jahren fand ich den Ausstieg. Buddha sei Dank!
Es kostete mich vier Jahre sehr harter innerer Arbeit und es bedurfte der exzellenten Unterstützung von vielen liebevollen und weisen Menschen, bis ich mich aus den unfrei machenden Gedankenmustern und Manipulationen, die sich über die Jahre tief in meinen Geist eingegraben hatten, heraus lösen konnte. Eine Fülle von guten Umständen und Unterstützung trug zu der eher schnellen Genesung bei.
Ein Freund meinte irgendwann, als er das tiefe Leid einer betroffenen Person erfasste: »Wenn man nur einen Menschen davor beschützen könnte, in so etwas hineinzustürzen, was wäre das für ein Segen!« Nachdem ich erkannte, dass wenn ich nichts tue, wohl eher keiner etwas tun würde, erstellte ich in drei Tagen und drei Nächten das Grundgerüst dieser Internetseite und baute sie über die letzten Jahre kontinuierlich aus.
Wenn diese Seite dazu beiträgt ähnliches Leid oder noch schlimmeres Leid zu vermeiden oder zur Heilung und einem besseren Verständnis der Dynamiken in sogenannten ›Sekten‹ beizutragen, ist ihr Zweck erfüllt.
Betrug und Selbstbetrug
»Die Lust am Betrug und am Selbstbetrug eint Täter und Opfer. Nicht selten glaubt der Scharlatan selbst, was er sagt; das lernt er im Lauf seiner Karriere – nicht zuletzt, weil seine Kundschaft ihm fanatisch anhängt. Dabei ahnen alle die Gefahr. Doch die Hoffnung auf eine wunderhafte Wendung scheint ihnen immer noch trostreicher als der Trott des gesunden Menschenverstandes. Strenger ausgedrückt: Es ist erbärmlich anzusehen, wie die Menschen nach Wundern schnappen, um nur in ihrem Unsinn und Albernheiten beharren zu dürfen, und um sich gegen die Ohnmacht des Menschenverstandes und der Vernunft wehren zu können.« J.W. von Goethe [→]
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